Der letzte Ruf aus der Dunkelheit: Suizid und die Warnzeichen

Liebeskummer, Durchhänger und Krisen kennen alle. Es gibt Hilfe, wenn nichts und niemand mehr zu helfen scheint. Welche Warnzeichen in Richtung Suizid Freunde und Angehörige ernst nehmen sollten.

Schwierige Situationen sind Teil unseres Lebens. Sie können von dem meisten aus eigener Kraft bewältigt werden. Aber manchmal geht es ohne die Hilfe anderer nicht mehr. In eine Krise kann man nach dem Tod eines geliebten Menschen, aber auch nach einer Trennung oder plötzlichen Erkrankung sowie nach absehbaren Veränderungen wie einem Umzug geraten, wenn man von Gefühlen wie Hilflosigkeit, Trauer oder Verzweiflung übermannt wird. Kommt man alleine aus dem Gefühlsstrudel nicht mehr heraus, kann ein Austausch mit Vertrauten Entlastung bieten, aber auch professionelle Hilfe kann unterstützen. Die Plattform Psyche (siehe fyi) bietet eine Übersicht der Beratungseinrichtungen, deren Angebot zum Teil auch kostenlos in Anspruch genommen werden kann.

Doch oft ist das Auf­suchen von Hilfe mit Scham oder einem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit besetzt und innere Spannungen führen zu Depressionen oder Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten. Im schlimmsten Fall sogar zur Suizidalität.

„Dieser Begriff reicht von Suizidgedanken, -absichten und -versuch bis zur tatsächlichen Selbsttötung“, erklärt Verena Leutgeb von GO-ON Suizidprävention Steiermark (suizidpraevention-stmk.at). Diese Stelle bietet „Erste-Hilfe-Kurse für Krisen“ an und will ein Bewusstsein für das Thema Suizid schaffen. „Die Entscheidung, sich selbst zu töten, ist meist Ergebnis einer längeren Entwicklung, im Zuge derer sich die Betroffenen immer mehr zurückziehen und Suizid­fantasien immer häufiger und detaillierter werden, bis die Selbsttötung schließlich als einziger Weg erscheint.

„Selten steht der Wunsch nach dem Tod im Vordergrund.“

Wird der Entschluss zum Suizid getroffen, bemerkt das Umfeld oft eine kurzfristige Besserung, die Personen wirken wieder fröhlicher. Oft ist der Versuch, das eigene Leben zu beenden, ein Hilfeschrei und Ausdruck großer Hoffnungslosigkeit. 
 
„Selten steht für Menschen, die sich selbst töten, der Wunsch nach dem Tod im Vordergrund. Meistens ist es der Wunsch nach Ruhe von einer als unerträglich empfundenen Lebenssituation“, weiß Leutgeb. „Es gibt aber auch spezielle Risikogruppen, zum Beispiel Menschen mit psychischen oder chronischen körperlichen Erkrankungen und Schmerzen“, so die Expertin.

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Foto: pecaphoto77/Shutterstock

„Darüber hinaus sind auch Angehörige von Personen, die sich selbst getötet haben, gefährdet.“ Leutgeb: „Jugendliche mit Beziehungs­krisen, familiären Problemen und Drogenkonsum haben ein höheres Risiko.“ Allerdings muss jede Situation individuell bewertet werden und eine Gefährdung kann nur durch Fachkräfte festgestellt werden. Im Zweifelsfall sollte immer ein Notruf abgesetzt werden! Vielen Suiziden gehen Ankündigungen voraus (siehe Info unten).

Expertinnen und Experten raten, Betroffene direkt zu fragen, ob er/sie daran denkt, sich das Leben zu nehmen. Für viele ist es erleichternd, ihre belastenden Gedanken auszusprechen und jemanden zu haben, der zuhört. Für Helfende geht es vor allem darum, ruhig zu bleiben und eine schwierige Situation mit den Betroffenen auszuhalten – es geht nicht darum, eine Lösung für das Problem zu finden! Wichtig ist es für Unterstützende auch, rechtzeitig professionelle Hilfe einzuschalten.

Diese kann Leben retten!

Folgende Warnzeichen in Hinblick auf Suizid sollte man unbedingt ernst nehmen:

– Ankündigungen wie zum Beispiel: „Ist eh bald egal.“
– Verschenken persönlicher Dinge
– Horten von Medikamenten
– Unverantwortlich risikofreudiges Verhalten
– Verstärkter Alkohol- und Drogenmissbrauch

 fyi – for your info

Bei akuter Selbstgefährdung:
Rotes Kreuz 144, Polizei 133
Telefonseelsorge: 142
Rat auf Draht: 147
Männernotruf der Steiermark: 0800 246 247
Hausärztin/Hausarzt, Fachärztin/
Facharzt für Psychiatrie, Psychologinnen/Psychologen, Psychotherapeutinnen/-therapeuten
www.plattformpsyche.at
weil-graz.org

 

 

ELISABETH GRABNER

Foto: Wokandapix/Pixabay

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