Raffael in den Niederlanden: Auf Niedersehen!

Raffael hat via Erasmus in den Niederlanden studiert. Wie es sich als Ausländer lebte, erzählt er uns hier …

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An einem sonnigen Spätsommertag Ende August des vergangenen Jahres hieß es Abschied nehmen für mich – von meiner Heimat Weiz, von Familie, Freundinnen und Freunden und nicht zuletzt meiner Katze. Vor mir: das große Unbekannte. Ich wusste zwar, dass ich in die Niederlande fliegen würde, um dort für die nächsten fünf Monate zu studieren. Doch was würde mich dort erwarten …?

Nach wenigen Flugstunden setze ich in Amsterdam Schiphol – einem der größten Flughäfen Europas – auf. Gleich bestätigen sich oberflächliche Klischees: Auch wenn die Niederlande ihren Namen nicht von der Seehöhe haben, würde diese Ableitung durchaus Sinn ergeben. Denn weit und breit ist nicht der kleinste Hügel in Sicht. Wenig später erblicke ich einen Highway voller Radfahrer/innen. Radfahren ist in Holland nämlich eine Art Volkssport. Ich verlasse mit dem Zug das eigentliche Holland (die Provinzen Nord- und Südholland rund um Amsterdam, Rotterdam und Den Haag) bereits wieder und begebe mich in den Norden. „Holland“ nennen wir Ausländer/innen bekanntlich salopp das ganze Land – so manche Niederländer/innen übrigens auch. Groningen ist eine sehenswerte Stadt, die etwas kleiner ist als Graz und ebenso als Studentenstadt gilt. Dort werde ich für die nächsten fünf Monate studieren.

Die erste Zeit in den Niederlanden

Am Bahnhof holt mich mein Vermieter Casper mit dem Auto ab. Da ich in Österreich noch daheim wohne, ist anfangs der Haushalt eine Herausforderung. Im Internet war von einer geselligen WG die Rede. Deshalb dachte ich, dass ich schnell in Kontakt kommen würde. Fehlanzeige! Nur einen der drei lerne ich näher kennen, mit den anderen bleibt es bei „Hi!“ und „Bye!“. Wir leben nebeneinander, nicht miteinander. Ich bereue es, dass ich mich nicht – wie alle Austausch-Studienkolleginnen und -kollegen – für ein internationales Studentenheim entschieden habe.

Mein englischsprachiges Studium – „Creating Communication Campaigns“ (Kampagnen-PR) an der Hanzehogeschool Groningen, einer Art FH – gefällt mir ganz gut. Meine 22 Klassenkolleginnen und -kollegen kommen aus Spanien, Italien, Deutschland, Südkorea, Indonesien, der Türkei – und den Niederlanden. Unser Hauptprojekt ist eine große Gruppenarbeit. Im Team sind wir fünf junge Leute mit sechs Nationalitäten (mein holländischer Kollege hat chinesische Wurzeln). Inhaltlich haut mich Marktforschung als Hauptfach im ersten Quartal nicht vom Sockel. Die Nebenfächer sind mir dafür um einiges lieber.

Herbstferien bis Heimaturlaub

In den Herbstferien besuche ich Den Haag – Regierungssitz der Niederlande, Sitz des internationalen Gerichtshofs und eine eindrucksvolle Stadt an der Nordsee. Um endlich mehr mit anderen in Kontakt zu kommen, veranstalte ich in den Ferien eine Hausparty. Die Sache geht auf: Seither zähle ich drei meiner Studienkollegen zu meinem Freundeskreis.

Im zweiten Quartal – das von Oktober bis Jänner dauert – geht es in der Gruppenarbeit um die eigentliche Kampagne. Wir entwickeln das Konzept, gestalten ein Video und entwerfen grafische Medienprodukte. Dieser Teil gefällt mir viel besser – ich kann viele meiner eigenen Ideen einbringen. Zu Weihnachten lasse ich die Niederlande für zwei Wochen hinter mir und fliege in die Heimat. Beim Umsteigen in München höre ich am Gate nach Graz zum ersten Mal nach so langer Zeit wieder steirischen Dialekt. :)

Auf der Zielgeraden

Nach zwei Ferienwochen geht es am 3. Jänner schon wieder in die Niederlande. Die Reise von Graz über München und Amsterdam nach Groningen ist nun fast Routine für mich. Während ich diese Zeilen schreibe, verbringe ich noch nahezu drei Wochen in den Niederlanden. Wenn ihr sie lest, habe ich mein Studium hoffentlich erfolgreich abgeschlossen.

Mit einem Erasmus-Baby (siehe unten) – kann ich nicht aufwarten. Dennoch hat das Auslandssemester mein Leben verändert. Eine neue Kultur von innen kennenzulernen, erweitert den Horizont. Mit unterschiedlichen Mentalitäten umzugehen, ist am Anfang nicht immer leicht, am Ende aber eine Bereicherung. Vorurteile und Angst vor dem Fremden brechen zusammen, wenn man selbst Ausländer ist.

RAFFAEL REITHOFER

INFO

ERASMUS:
Seit 1987 ermöglicht dieses Programm (seit 2014 „Erasmus+“) der EU Studierenden geförderte Studienaufenthalte und Praktika im Ausland von bis zu einem Jahr. Die Förderung für Auslandsstudien beträgt ca. 300 Euro pro Monat (abhängig vom Zielland). Studienbeihilfenbezieher/innen in Österreich können zusätzlich Auslandsstudienbeihilfe bei der Studienbeihilfenbehörde beantragen. Erste Ansprechpartnerin für ein Erasmus-Studium ist die eigene Uni bzw. FH, sie nimmt die Bewerbung entgegen.

STUDIE:
Laut einer aktuellen Studie der EU-Kommission fühlten sich ehemalige Erasmus-Studierende im Selbstvertrauen gestärkt und seien im Schnitt deutlich seltener arbeitslos. Auch das Liebesleben soll durch Erasmus befeuert werden: Ein Drittel der Befragten führt eine internationale Beziehung. Man schätzt, dass es inzwischen eine Million Erasmus-Babys gibt.

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Grafik: Europäische Kommission

WEB:
erasmus.at – Offizielle Infos der österreichischen Erasmus-Nationalagentur
facebook.com/ErasmusOesterreich
ÖH: Studieren im Ausland
niedersehen.com – Raffaels Niederlande-Blog

 

Alle Fotos: Raffael Reithofer

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