Abhängig: „Mein Weg aus der Sucht“
Checkerin Sophia hat drei junge Menschen getroffen, die den Weg aus der Sucht geschafft haben. Wie, das haben sie ihr erzählt.
Tim, 19, war handysüchtig.
„Es begann alles harmlos. Ich habe endlos durch soziale Medien gescrollt und Videos geschaut. Zuerst dachte ich, das sei normal, schließlich sind alle meine Freunde auch ständig am Handy. Aber irgendwann bemerkte ich, dass ich mein Handy kaum noch aus der Hand legen konnte. Meine schulischen Leistungen litten darunter und ich fühlte mich ständig gestresst und unruhig ohne Handy.
Der Wendepunkt kam, als meine beste Freundin Lisa mich darauf ansprach. Sie meinte, dass ich mich verändert hätte und sie sich Sorgen um mich macht. Ich begann, meine Handyzeit zu tracken und war schockiert, wie viele Stunden ich damit verbrachte. Das war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich ein Problem hatte. Ich habe feste handyfreie Zeiten eingeführt, während der Schulzeit und vor dem Schlafengehen. Lisa hat mir geholfen, Alternativen zu finden, wie Lesen und Sport.
Auch meine Eltern haben mich sehr unterstützt, indem sie gemeinsame handyfreie Zeiten eingeführt haben. Sie haben mir gezeigt, dass es so viele andere schöne Dinge gibt, die man machen kann, ohne ständig online zu sein. Heute bin ich viel ausgeglichener, meine schulischen Leistungen haben sich verbessert. Ich verbringe mehr Zeit mit Freunden und Familie und fühle mich insgesamt glücklicher. Ein harter Weg, aber es hat sich gelohnt!“
Martin, 28, war abhängig von Cannabis.
„Meine Cannabisnutzung begann, als ich 16 war. Es fing an als etwas, das ich nur gelegentlich mit Freunden gemacht habe, um Spaß zu haben und zu entspannen. Doch mit der Zeit wurde Cannabis zu einem festen Bestandteil meines Alltags. Mit Anfang 20 verlor ich meinen Job und konnte meine Ausbildung nicht abschließen. Meine Beziehungen zu Freunden und Familie litten enorm, weil ich mich immer mehr zurückzog und mich nur noch auf den nächsten Joint konzentrierte. Ich merkte, dass ich ohne Cannabis kaum noch Freude oder Motivation verspürte.
Der wahre – heilsame – Schock kam, als meine Freundin mich verließ. Sie sagte, sie könne es nicht mehr ertragen, mich so selbstzerstörerisch zu sehen. Diese Worte trafen mich tief und ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich suchte professionelle Hilfe und begann eine Therapie. Es war nicht einfach, aber ich war fest entschlossen, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mein Therapeut half mir zu verstehen, warum ich so abhängig geworden war, und wir arbeiteten an meiner Stressbewältigung und emotionalen Stabilität. In einer Selbsthilfegruppe traf ich viele mit ähnlichen Erfahrungen, das gab mir Mut.
Meine Familie hatte ich oft enttäuscht, aber sie half mir, auf meinem neuen Weg zu bleiben. Auch meine Freunde, die keine Drogen konsumierten, spielten eine wichtige Rolle, weil sie mich in soziale Aktivitäten einbanden, die nichts mit Cannabis zu tun hatten. Heute, mit 28, bin ich stolz darauf, seit zwei Jahren clean zu sein. Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und einen Job, den ich liebe. Ich habe wieder eine Beziehung, die auf Vertrauen und Unterstützung basiert. Es war ein langer und schwieriger Weg, aber jeder Schritt war es wert. Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen und sein Leben zu ändern.“
Marie, 21, war magersüchtig und litt an Bulimie.
„Meine Probleme begannen, als ich 15 war. Es fing an mit harmlosen Diäten, weil ich mich in meinem Körper unwohl fühlte. Doch schnell entwickelte sich daraus eine Besessenheit mit meinem Gewicht und Aussehen. Ich begann, immer weniger zu essen, bis ich fast nichts mehr zu mir nahm. Das war der Beginn meiner Magersucht. Später, als ich merkte, dass ich nicht alles unter Kontrolle halten konnte, begannen Essattacken. Danach erbrach ich. So rutschte ich in die Bulimie.
Ich wusste tief im Inneren, dass etwas nicht stimmte, doch ich konnte nicht aufhören. Mein Gewicht sank auf ein gefährliches Niveau und ich fühlte mich ständig erschöpft und elend. All das raubte mir die Freude am Leben. Eines Tages brach ich in der Schule zusammen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Das war ein Weckruf für mich und meine Familie. Der erste Schritt war, dass ich mir eingestand, dass ich Hilfe brauchte.
Ich begann eine Therapie bei einem Spezialisten für Essstörungen. Ich trat auch einer Selbsthilfegruppe bei und sah, ich war nicht allein. Auch meine Familie half mir, durch die schwierigsten Phasen zu kommen. Besonders meine Mutter – sie achtete darauf, dass ich regelmäßig und ausgewogen aß, und ermutigte mich, über meine Gefühle zu sprechen. Ich bin ich stolz darauf, dass ich gelernt habe, meinen Körper zu akzeptieren. Ich esse jetzt gesund und kann das Leben wieder genießen.“
SOPHIA PFANZELTNER
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bas: Online und Mediensucht
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Gesundheitsfonds: Suchthilfeeinrichtungen in der Stmk.
Suchtberatungsstelle vom Hilfswerk
Beitragsbild: Master1305/Shutterstock
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